So entstand der Alexis Zorbas

Es geht weiter mit …. So entstand der Alexis Zorbas

Fünfzehntes Kapitel Jochen und Anadi

 

Wie bereits erzählt, waren Anadi und Kali clevere Sannyassin, Geschätsleute eben. So wie viele Sannyassin. Schließlich war das ja auch eine Devise von Bhagwan (Osho) „Geld ist ohne Schuld“.  D.h. reich sein oder reich werden ohne Sünde. Geld ist etwas, dass dir auf deinem Weg zur Erleuchtung weiterhilft, nichts Gegenteiliges oder Schlechtes.  

Also weder buddhistischer noch christlicher Bettelmönch. Nein. Auch nicht Jesus Christus, der am Kreuz stirbt.

Sondern:  let`s have fun and make money. Man braucht viel Geld bis man mal erleuchtet ist.  Was ja auch die vielen Seminare, Gruppen, Massagen usw. alles kosten, auf unserem spirituellen Weg…

 

Ein „armer Schlucker“ kann sich das kaum leisten. Ich finde da auch nichts schlimmes dran, denn man muss ja den jeweiligen Zeitgeist sehen. (Vor 2000 Jahren lebten die Leute anders als heute)

Bhagwan sagte… es muss etwas kosten, damit der heutige Mensch den Wert zu schätzen weiß…

Geld ist nur ein Mittel zum Zweck. Osho besaß 99 Rolls Royce! Warum? Weil Geld keine schlechte Rolle spielt, es ist da, wie andere Sachen auch, die man eben zum Leben braucht. Ob viel oder wenig, das liegt an jedem selber. Viele Leute sagten: schaut Euch Bhagwan an, was für ein schlechter Mensch, er hat 99 Rolls Royce und woanders verhungern Menschen…

Würden diese Menschen nicht auch hungern, wenn Bhagwan die Rolls Royce nicht besitzen würde? Wohl kaum.

Aber lassen wir es gut sein mit dem philosophieren und fahren wir fort…

Anadi und Kali waren nach Korfu gekommen um Business zu machen Und sie machten gleichzeitig die Gäste, die hier Urlaub machen wollten, glücklich. Also eine tolle Sache.

Trans Inside Travel und Peter Stolz waren ein Sprungbrett für Sie. Einen, den man am Anfang braucht und wenn er nicht mehr nützlich ist „abstößt“.

Wie eine ausgebrannte Treibstoffzelle bei einer Rakete.

Ja, die Rakete ist ein guter Vergleich. Denn mit den beiden nahm der Ouranos Club so richtig Fahrt auf.

 

Es war das erste Jahr an diesem neuen Platz in Agios Stefanos und viel zu tun. Es war keine richtige Veranda da, keine Lagerräume. Es fehlte an allem.

So holte Kali erstmal Ihre Familie, Töchter mit Freunden, junge Leute zum Mithelfen vor der Eröffnung im Mai. Dazu etliche Sannyassins (z.B. Antarbot). So schafften wir das unmögliche. Es sah einigermaßen gut aus, als wir im Mai aufmachten.

Ein wenig später kam ein Freund Anadis in den Club, Jochen. Er kam mit einem Segelboot, einer kleinen Jolle, die Sie beide gemeinsam, Jochen und Anadi gekauft hatten. Mit Jochen angereist war seine damalige Freundin Heidi. Jochen war ein eher unscheinbarer, seltsamer Typ. Sehr schweigsam und jemand, der einem nicht in die Augen schauen konnte. Er war damals Makrobiot. Yin und Yang. Er fragte mich, ob ich frisches Gemüse aus meinem Garten hätte. „Aber bitte keine Tomaten, das sind Nachtschattengewächse und für mich nicht gut. Ja das waren seine ersten Worte, an die ich mich sehr gut erinnern kann.

 

Jochen lehrte Tai- Chi. Er selbst lernte bei einem chinesischen Meister und gab sein Wissen an andere weiter.

Deswegen fragte mich auch Anadi, ob ich was dagegen hätte, wenn er im Programm etwas anbieten würde. Natürlich nicht. Und handwerklich begabt war er auch, denn in Deutschland baute er Massageliegen und verkaufte diese. So half also Jochen erstmal für kurze Zeit mit im Club.

Er hatte zugekniffene Augen. Am Anfang dachte ich, er wäre vielleicht ein halber Chinese von Geburt aus. Aber er quetschte seine Augen immer zusammen, weil er so schlecht sehen konnte! Eigentlich hätte Jochen eine Brille tragen müssen, dass er aber aus Eitelkeit nicht tat. Aber diese Augen passten zu seinem Tai Chi. Man dachte er wäre ein Asiate!

TIT Travel war ausgebucht in dieser Saison 1989.  

Das lag vor allem auch daran, dass viele, sehr viele Sannyassin buchten. Einerseits über Anadi und Kali, andererseits, weil es so etwas Meditatives wie den Club in Europa nicht ein zweites Mal gab.

In diesen Zeiten war ein solcher „Club“ in den Augen der meisten Deutschen ein Verein von „Geisteskranken“. Therapie und Meditationen waren total verpönt.

Full house, das gefiel Peter Stolz, er konnte sich vor lauter Buchungen nicht mehr retten. Anadi und Kali liebten den Ouranos Club, die Insel und, dass alles so gut lief. Und ehrlich gesagt, die treibende Kraft (die das sagen hatte) war Kali. Ein Alfa Weibchen der Spitzenklasse. Die Triade, Anadi, Kali und ich, die den Club leiteten, verstanden uns sehr gut. Wir saßen oft zusammen und hatten eine klare Aufgabenteilung. Anadi und Kali wohnten damals in der Dionyssia Villa, ein wunderschönes altes Haus mit altem Weindach und ganz idyllisch gelegen im Olivenhain. Ungefähr 5 min von meinem Domizil aus. Dort fanden immer unsere Treffen statt.

Eines Tages tauchte wie aus dem Nichts Aristidis auf, mit Sannyassin Namen Pari, ein Freund von Anadi und Kali Er war Grieche aus Thessaloniki und hatte in Deutschland Psychiatrie studiert, Dipl. Psychologe sozusagen. Er saß eines abends bei der Disco neben mir. Ein richtig netter sympathischer Mensch. Sprach ohne Akzent deutsch und natürlich griechisch. Am nächsten Tag war er auch schon wieder weg.

Natürlich entging mir im Laufe des Sommers nicht, dass Anadi und Kali Pläne hatten, den Club zu übernehmen.

 

Ach ja ich hätte fast Antarbot vergessen, auch ein Freund von Anadi. Großgewachsen und schlaksig, ein guter Kerl aber etwas naiv und unbeholfen. Er bekam von uns immer Spezialaufgaben. Eine davon war das Streichen des ausgedienten Restaurants in Arillas, nachdem wir den Platz nach Agios Stefanos gewechselt hatten. “Ja, Ja mache ich doch glatt“ sagte Antarbot. In diesen Zeiten gab es weiße Dispersionsfarbe nicht oder recht selten und war sehr teuer. Also strich man die Häuser innen und außen, wie auch früher in Deutschland mit Kalk. „Weißeln“ nannte man dies in Bayern.  Dazu wurde gelöschter Kalk (fertig in Plastiksäcken) hergenommen. Es war eine dickflüssige weiße Masse, etwa so wie Quark. Sie wurde mit Wasser noch einmal verdünnt und war dann streichfähig. Mit dicken Bürstenpinseln (auf giech.Wurza) wurde der Kalk auf Wände, Mauer innen und außen aufgetragen. Mit etwas Farbe in Pulverform (Pigmente), die man dazugab, entstanden wunderschöne Kreationen.

Jeder hat schon mal die Postkarten der alten Häuser von dem französischen Fotograph George Mais bestaunt und geliebt. Diese vielfarbigen Treppen und Häusergemälde waren alle mit diesen Kalkfarben erschaffen. Man benutzte hauptsächlich gemahlenen Ockerstein (für hellbraun bis gelb) oder roten Siennastein. Es gab natürlich auch grünes, blaues und braunes Pulver.

 

Das unangenehme an Kalk ist seine ätzende Wirkung. Ohne Handschuhe trocknet die Haut aus, Risse bilden sich und dann Löcher in der Haut mit Blut. Die Augen: Vorsicht! Ein Tropfen mit diesen Pinseln ins Auge und es brannte wie verrückt. Noch schlimmer mit ungelöschtem Kalk in Steinform. Dort konnte man beim Ablöschen auch erblinden!

Diesen Kalk konnte man natürlich nicht mit diesen großen Pinselbürsten millimetergenau auftragen wie bei Dispersionsfarbe. Deshalb musste man bei Balken oder Türrahmen etc. immer aufpassen und nur nicht darüberstreichen. Sonst wurden auch diese weiß. Ach ja und nicht zu vergessen: Kalk streicht man und schaut: es ist wie Milch. Es deckt nicht. Richtig weiß wird es erst, wenn es antrocknet, also 12 Stunden später. Überraschung!

All dies hatte niemand zu Antarbot gesagt, als er diesen Job antrat. Ich gab Ihm den Sack Kalk (griech. Asvesti), den Riesenpinsel, ein altes Tischtuch zum Abdecken und sagte „Leg los.“ In der Annahme, er kann es.

„Heute Abend ist alles fertig, meinte Antarbot.

Er kam dann auch zum Abendessen in den Club. „Und wie ist es gelaufen?  fragte Ihn Anadi„ „War schon ne Sauarbeit, aber ich bin ja gewohnt, dass ich die Arbeiten kriege, die niemand sonst machen will“ antwortete  Antarbot. Er war immer einer, der gerne weinerlich wurde.

Schauen wir uns morgen mal an, meinte Anadi. Nach dem Frühstück fuhren wir von Agios Stefanos über die holprige, noch ungeteerte Straße nach Arillas. Inzwischen war nämlich die Gemeinde dabei, die Straße zu asphaltieren! Kieslaster und Bulldozer waren schon zugange um die Schlaglöcher auszubessern. So kamen wir mit etwas Verspätung im alten Ouranos Club Restaurant an. Wir öffneten die Tür und uns traf der Schlag!

Alles war weiß: die Decke, die Wände, aber auch die Türstöcke und Fensterrahmen, inklusive Boden „Um Gottes Willen“ sagte ich, was hast Du getan! Antarbot. Keiner konnte es fassen. Das Restaurant war versaut. Anadi tröstete Antarbot und nach dem ersten Schock und Zusammenbruch versicherte ich ihm, dass alles unsere und nicht seine Schuld sei.   

Er war einigermaßen beruhigt und er fuhr mit seinem Auto zurück in den Club.

 

Dort war inzwischen eine neue Köchin eingetroffen: Gerda. Ja Gerda. Sie war Freundin von Sareela, die bereits im Club kochte.

Gerda war eine tolle Köchin und ein wunderbarer Mensch. Immer freundlich, immer hilfsbereit.

Gerda brachte neuen Wind in die Küche, allen schmeckte es vorzüglich.

Antarbot arbeitete auch als Küchenhilfe mit Gerda. Er war herrlich anzusehen mit seinem Küchenschürzchen.

Nun waren wir ja damals ausgebucht, jeden Tag ungefähr 70 Gäste beim Essen. Die Küche war schwer beschäftigt. Antarbot wie gesagt, ein etwas langsam (griech. argo) verstehender Mensch. Und Gerda war sehr beschäftigt. Antarbot fragte Gerda. „Sind wir schon im Stress, Gerda „? Sag mir bescheid, ich möchte auch mal Stress haben. Ich weiß nicht was das ist, Stress.

Gerda sagte,“ ja Antarbot wenn es dann so weit ist sag ich es Dir“.

Das Essen ging raus und Antarbot fragte: jetzt oder Gerda jetzt haben wir Stress?

Gerda (fix und alle): Ja Antarbot jetzt hatten wir Stress …

 

Die Straßenbauaktion in Arillas und Agios Stefanos nahm Ihren Lauf. Es wurde gearbeitet und gebaut. Antarbot (auch Anadi und Kali) hatten einen alten Mercedes Diesel (so wie früher die Zigeuner mit Ihren Wohnwägen) Alt aber fein. Vor allem Antarbot hegte und pflegte diesen wie sein Ein und Alles.

Die Straßen nahm Gestalt an und die Bauarbeiter spritzten flüssigen Asphalt auf den planierten Kies, damit der Asphalt später besser haften würde. Von Arillas bis Agios Stefanos war nun alles voll mit diesem klebrigen Teer und wenn man mit dem Auto drüberfuhr, war das Fahrzeug voll mit Pech! Man konnte dem auch nicht ausweichen, denn es gab ja nur die eine Straße! Alle Autos total versift!

Den Teer bekam man nur mit einem Lumpen voll Diesel und viel Rubbeln wieder weg.

Nun musste Antarbot mindestens zweimal von Arillas nach Stefanos fahren, mit seinem Mercedes und bekam jedes Mal die Krise. 

„Morgen ist alles vorbei, sagte ich Ihm, morgen asphaltieren Sie

Leider fing es in dieser Nacht im Mai 1989 zum Regnen an, sehr viel Regen. Und der ganze flüssige Teer, der als Haftung für die Asphaltdecke gedacht war füllte die vielen Pfützen. Und jeder, der durch diesen „Sumpf“ fahren musste konnte die Welt nicht mehr verstehen…

Auch Antarbot, der nur noch unter seinem Mercedes lag und weinte… und putzte.

Bei mir war es nicht so schlimm, ich hatte meine Vespa und das war nicht so tragisch, ein guter Unterbodenschutz.

 

Jochen war in dieser Zeit, soweit es Wind hatte mit, seinem Segelboot unterwegs oder machte ein paar Mal im Programm mit. Auch half er mir bei in meiner alten Lehmhütte beim Renovieren. Ich hatte aus den zwei Räumen einen großen Wohnraum gemacht und wollte nun neue Möbel selber machen. Mit seiner Erfahrung als Massagetischschreiner half mir Jochen. Er hatte den ersten elektrischen Handschrauber, den ich je gesehen hatte mit dabei! Also nicht mehr mühsam mit dem Schraubenzieher! Und so werkelten wir zusammen so vor uns hin, lernten uns besser kennen und aus dem unnahbaren Menschen wurde ein netter Mensch. So richtig konnte ich nie warm werden mit Ihm, aber es entstand eine „gewisse“ Freundschaft.

Er fuhr dann glaube ich zurück nach Deutschland, einige Sachen erledigen und trennte sich auch von seiner Heidi „. Als er zurückkam war er wie ausgewechselt.

Jochen gefiel Gerda und andersherum sehr und beide schwärmten den ganzen Tag voneinander. Nach kürzester Zeit wurden Sie ein Paar.

 

Die Sache mit TIT Travel und Anadi und Kali spitzte sich nun so langsam zu.        

Anadi und Kali hatten es auf das Seminarhaus abgesehen. Durch ihre Beziehungen zu vielen Gruppenleitern und der internationalen Sannyassinszene hatten Sie viele Möglichkeiten. Wie bereits vorher beschrieben, hatten Sie eigentlich nicht vor, Angestellte von TIT Travel zu bleiben.  

Peter Stolz wusste von diesen Ambitionen natürlich nichts. Wie auch? Allgemein hatte Peter Stolz das Problem, dass Ihm der Ouranos Club zwar gehörte, aber er Ihn nicht kontrollieren konnte, da er in Deutschland war.

Anadi, Kali und ich trafen uns mindestens einmal in der Woche um Zimmerlisten zu gestalten und Organisatorisches zu klären.

Es war für Sie klar, dass Sie den Club übernehmen wollten. Und Sie boten mir eine Stellung bei Ihnen an. Schließlich brauchten Sie jemanden, der Griechisch sprach und die oft unangenehmen Angelegenheiten mit den Griechen und griechischen Behörden erledigen konnte. Nun verstand ich mich mit den beiden recht gut, aber ehrlich gesagt, sah ich meine Zukunft mehr bei TIT und Peter Stolz. Ich war mit Peter auch nicht immer eins.       

Aber diese Sannyassin-Welt mit Anadi und Kali war wirklich überhaupt nicht meins.   

Gerda, meine damalige Kollegin und Köchin im Club, war derselben Meinung. Anadi und Kali  würden TIT schamlos ausnutzten und da dürften wir Peter nicht im Stich lassen.

Der Ouranos Club sollte TIT bleiben und kein Ashram oder Sannyassin Center. So beschlossen wir die „Bombe“ platzen zu lassen, sprich Peter zu informieren. Sie (Gerda) würde dann zu mir halten, egal was in der Folge passiert. Am nächsten Tag gestalteten wir die Zimmerlisten in der Dionnisia Villa mit Anadi. Damals gab es im Club noch kein Telefon oder Fax. Die fertigen Listen schickten wir immer von Arillas Travel bei Olga ab. Also fuhr ich mit den Listen mit meiner Vespa dorthin. Ich rief immer bei TIT Travel vorher an, dass Sie bescheid wussten und das Faxgerät einschalteten. So hatte ich Peter am Telefon und schenkte Ihm reinen Wein ein. Was im Club abging, dass Anadi und Kali Ihn übernehmen wollten. Er fiel aus allen Wolken und das Schicksal nahm seinen Lauf.

 

Peter sprach mit Anadi natürlich noch am selben Tag. Anadi und Kali waren auf 180 wegen meines Verrats. Er berief sofort für den folgenden Tag eine Crewsitzung ein. Diese fand im Mediraum statt. Anadi stellte mich vor allen zur Rede und ich sagte Ihm wieso ich es getan hätte, auch mit Hilfe von Gerda. „Dann sag Du was dazu Gerda, meinte Anadi. Gerda senkte den Kopf und meinte Sie hätte von nichts gewusst. Sie zog Ihren Kopf aus der Schlinge und ließ mich im Stich! Ich war erst mal sehr enttäuscht von Ihr.

 

Peter kam natürlich innerhalb einer Woche sofort in den Club.