Uranos wird zu Ouranos Club
Reiseleiter (Gruppieri auf Griechisch, von Gruppe!) verdienen ja heute wie damals immer was dazu. Wenn ein Ausflug stattfindet gibt Ihnen das Busunternehmen eine Provision. Vielleicht gehen Sie bei einer Wanderung oder Ausflug mal in ein Restaurant. Da bleibt auch was hängen, zumindest ein freies Mittagessen. Auto und Mopedvermietung und so vieles mehr. Man konnte also so einiges dazuverdienen
Büro oder Rezeption gab es damals im Uranus Club nicht. Meine Tasche, die ich bei mir hatte war beides. Alles was man so brauchte war darin. Also war ich auch immer mobil. „Wann ist denn das „Büro“ geöffnet? fragten viele Gäste. „Jetzt“ sagte ich und öffnete meine Tasche, egal wo wir waren. Im Restaurant, auf dem Parkplatz, am Strand wo auch immer.
Telefone gab es damals auch nicht. Handys waren noch nicht erfunden. Festnetztelefon gab es nur eines in Stefanos und eines in Arillas. Im Club hatten wir zwar einen Antrag auf ein Festnetztelefon gestellt, aber das dauerte. So sagte mir der Angestellte der griechischen Telefongesellschaft OTE damals, als ich den Antrag unterschrieb: „Nimm den Zettel mit der Antragsnummer und „salze Ihn ein.Ich soll Ihn einsalzen?, sagte ich erstaunt. Ja, meinte er, so wie man Sardinen oder Speck einsalzt. Damit der Zettel nicht kaputt geht über die Jahrzehnte, die es dauern wird bis du ein Telefon bekommst. „Und lachte sich fast tot dabei. Ich natürlich mit. Übrigens dauerte es „nur 7 Jahre, bis wir Telefon hatten. Der Antragszettel war noch erhalten…
So musste ich jedes mal wenn etwas organisiert werden sollte eben zu diesen „freien“ Telefone und wieder zurück.
Gott sei Dank hatte ich, nachdem der alte Uranus Club zerfiel, die Vespa (Moped) von Sumati abgekauft und war einigermaßen mobil.
Wie gesagt, war ich Reiseleiter, nicht Clubleiter. Ich war damals viel zu jung und unerfahren, um einen solchen Club zu leiten. Dafür hatte Peter Stolz mich auch nicht eingestellt.
Um den Club zu leiten hatte er lange gesucht in Deutschland und Anadi (Bernd Nocke) gefunden, ein Sanyassin mit Freundin Kali aus Hannover. Sie hatten Erfahrungen mit Ashrams und Esoterik.
Anadi war selbst Rebalancer, eine Massagetechnik, bei der der Körper wieder in die “Waage“ gebracht wird. Der kühle Blonde aus dem Norden. Wir arbeiteten ganz gut zusammen. Er war der Chef und ich organisierte soweit alles mit den Griechen. Es kamen jetzt natürlich „haufenweise“ Sanyassins, als Gäste und auch als Mitarbeiter aus dem Umfeld und Freundeskreis von Anadi und Kali. Kali war eine „knackige“ Ma (sannyassin Mutter, also Frau) mit einem kommunikativen Geschick. Sie quasselte ohne Unterbrechung und konnte einem alles „verkaufen“. Selbst wenn etwas nicht so toll war, war es mit Kali auf einmal Spitzenklasse Sozusagen aus einem VW Käfer machte Sie einen Porsche. Und aus einfachen Appartements „Schlösser Ja solche Leute gibt es. Anadi war eher ruhiger und mit seinem ernsten Blick verschaffte er sich vollen Respekt. O Jatros (der Doktor) so nannten Ihn die Griechen. Wir hatten viel Spaß und Anadi half mir oft auf dem Bauernhof, z. Bsp. Einen neuen Hühnerstall bauen (Foto)
Inzwischen hatte sich der Uranus Club erweitert. Zusätzlich zu Arillas hatte Peter Stolz ein neues Domizil gefunden. In Agios Stefanos (das heutige untere Haus mit offenem Kreativ und meditativ Programm).
Sonntags gingen wir immer Seeigel tauchen. Ja Seeigel, das sind diese schwarzen stacheligen Kugeln, die auf den Felsen am Strand sitzen.
Da wir kein eigenes Boot hatten gingen wir am Arillas Strand in Richtung Agios Georgios. Dort gab es große Felsen im Meer mit vollen Seeigelbänken. Seeigel kleben auf Steinen und Felsen. Es werden nur die weiblichen Seeigel gegessen. Sie sind von brauner oder rötlicher Farbe und beinhalten die roten Eier, die sternförmig in der Kugel kleben. Die schwarzen Seeigel sind männliche und enthalten weißes ungenießbares Sperma.
Auch im trüben Wasser sind die Weiblichen leicht zu erkennen, da nur auf Ihnen Algen oder kleine Steinchen sind. Man sollte Handschuhe tragen und ein gutes stabiles Messer haben. Taucherbrille, Schnorchel (wenn man will) und Flossen oder Strandschuhe. Es sind ja überall Seeigel und Sie sind sehr schmerzhaft in den Fingern oder Füßen. Einmal eingetreten sind Sie in der Haut und brechen beim Versuch Sie mit einer Pinzette rauszuziehen ab. Sie entzünden sich dann und eitern heraus. Wie viele von diesen kleinen Stacheln hatte ich schon unter den Fingernägeln und Zehen…
Da denken sich wahrscheinlich viele, wieso taucht der Seeigel?
Da ist der unvergleichliche Geschmack nach Meer. Kaviar pur.
Die gefangenen Seeigel werden mit einer speziellen Zange oder einem Messer halbiert. Dann den Sand und wenige Eingeweide ausgespült. Was übrig bleibt sind die roten Eier. Man quetscht ein bisschen Zitronensaft hinein und einige Tropfen frisches Olivenöl. Nimmt ein Stück Weißbrot und streicht den Rogen heraus. Köstlich. Dazu eiskalten Weißwein, am besten den unvergleichlichen griechischen Retsina. Was gibt es besseres!
Übrigens Seeigel heißen auf griechisch Archinjous.
So zurück zum Uranos Club.
Peter Stolz wollte natürlich nicht unbedingt den gleichen Namen für nun seinen Club. So erfuhr er, dass Uranus den Planeten vertritt, der wechselhafte Planet.
Ouranos das griechische Wort bedeutet der Himmel. So hatte er was neues und eigentlich auch schöneres, das sich vom alten unterschied. So war der heutige Ouranos Club geboren.
Eine tolle Sache war unser wöchentlicher Varko Night Abend. Mit Sirtaki Tanz bei mir zu Hause (noch im Lehmziegelhaus) gab es einmal in der Woche Grillabend mit frischem Fisch und anschließend griechische Tänze mit Steffie und Costa.
Jeden Mittwoch war dies der Fall. Ich spazierte mit den Gästen vom Club zu mir hinter. Ein schöner Spaziergang von 20 Minuten durch die Olivenhaine. Wir hatten viel Zeit einige Geschichten zu erzählen. Kostas grillte inzwischen schon frischen Fisch und Isabelle und Steffie kümmerten um das Essen.
In Varko angekommen zeigte ich nach einer kleinen Erfrischung den Gästen erstmal unseren Bauernhof. So idyllisch, da waren alle begeistert.
Im ersten Jahr meiner Varko Nights legten wir auf die Veranda unter dem schönen Weindach ein Wachstischtuch in die Mitte. Ringsherum Decken und fertig war der Festtagstisch. Nach dem Essen war alles schnell wieder weggeräumt und unsere Tanzfläche bereit. Alles im Schein von einer Petroleumlampe, denn Strom hatten wir ja noch nicht. Kosta war ein ausgezeichneter
Tänzer und Tanzlehrer. In Genf hatte er als Gastarbeiter am Genfer Theater griechische Tänze als Laientanzgruppe geleitet. Wir lernten Sirtaki (griech. Chasapikos), den Zorbastanz und Kalamatianos einen Kreistanz. Da flogen die Beine. Upa! Und der Schweiß lief in Strömen.
Wir hatten einen alten Radiocassettenrecorder mit Batterien, der uns den Sound lieferte. Es passte alles zusammen. Wein und Ouzo flossen in Strömen und als wir alle müde waren vom vielem Tanzen ging es nach Hause. Spezialtranfer mit Kostas altem Pick Up. Alle hinten auf die Ladefläche drauf und mit lautem Gegröle zum Club zurück. Für alle ein unvergessliches Erlebnis.
Es geht weiter mit …. So entstand der Alexis Zorbas