Malaka und Malakies

Malaka und Malakies  

 

Das meistgesprochene und meist gehörte Wort in Griechenland ist Malaka. Man hört es den ganzen Tag von ganz früh bis ganz spät. Und überall. Deswegen will ich kurz darauf eingehen. Schließlich will man ja wissen was die Griechen so reden. Ein Besucher fragte mich mal ob  Malaka ein Vorname sei, weil man diese Anrede so oft hört!

Malaka kommt von malako = weich. Also der Weiche. Direkt übersetzt heißt Malaka = Wixer.

Der Zusammenhang von weich zu Wixer kommt daher, dass vom vielen Wi….(Onanieren)  einem das Gehirn erweicht und man Dumm wird. Somit heißt Malaka also eigentlich, du Depp.

Gerade bei den jungen Leuten (vor allem Jungs, weniger die Mädchen) fängt der Tag folgendermaßen an.

Zwei Jungen treffen sich:

Der eine: Yassu Malaka! (Hallo Wi…). Der andere: Ti kanis Malaka/Wie geht’s Wi…). Darauf wieder der andere: Kala ke Esi, Malaka? (Gut und Dir Wi…) So geht das dann weiter. Es sind zwei Kumpels, die sich da unterhalten, also wird dieses „Schimpfwort“ freundschaftlich verwendet.

Dieses Wort in einem Streit oder einer Diskussion verwendet: Ise Malakas! (Du bist ein Wi…)  Dann ist dies ernst gemeint und das Gegenüber nicht erfreut. Man muss also immer sehen wie es verwendet wird.

Es kann auch als Wort „Dummheiten“ oder „Schwachsinn“ verwendet werden,  in diesem Sinne sagt man dann dafür Malakies.

 

Wir sind jetzt im  Frühsommer 1984. Unsere Tomaten  und anderes Gemüse waren eingepflanzt und wuchsen und wuchsen. Es wurde jeden Tag heißer und wir kamen kaum hinterher die 3000 Pflanzen zu kultivieren. Da hieß es früh raus. Denn um 10 /11 Uhr morgens wenn die Sonne höher stieg war es auf dem freien Feld kaum mehr zu ertragen. Ein Strohhut war ein Muss!

Bei den Tomaten mussten neben bewässern (mit Wassergrabensystem) und düngen (Kunstdünger, es waren keine Bio Tomaten, da es  damals keine Abnehmer für Bio gab und zum anderen die Tomaten billiger produziert werden konnten) auch jede Pflanze beschnitten werden.

Wer selbst Tomaten im Garten hat weiß was ich meine. Jede Tomatenpflanze treibt beim Wachsen unzählige kleine Seitentriebe aus. Diese müssen abgezwickt werden, nur ein Haupttrieb wird stehen gelassen, sonst wird aus der Tomate ein Tomatenbusch. (Bei Biotomatensorten ist diese „Verwilderung“ erwünscht, da sehr viele Früchte wachsen, die natürlich klein und eben Bio sind). Anschließend wird dieser gewachsene Trieb am Bambus angebunden.

Wir waren aus, wenige und große Fleischtomaten zu züchten.  Denn viele Kilos brachten viel Geld (Drachmen). Noch eine wichtige Sache war die frühzeitige Ernte und Reife der Tomaten. Je früher im Jahr wir die Tomaten in  die Stadt zur Genossenschaft bringen konnten, desto höher der Kilopreis. Mitte/Ende Juni war der Preis doppelt so hoch wie etwa 1 Monat später. Nun waren unsere Pflanzen ja im Freien, nicht im Gewächshaus. (Ein Gewächshaus in der Größe zu bauen, um alle Pflanzen dort unterzubringen hätte uns ein Vermögen gekostet.)

So mussten wir zu einem anderen Trick greifen, damals und heute immer noch sehr verbreitet.

Tomaten bekommen ab einer bestimmten Größe Blüten. Aus diesen Blüten setzt die Tomate Früchte an, wenn eine Mindesttemperatur von 16 Grad C vorhanden ist. (Tag und Nacht). Dies war in der  Nacht nicht der Fall. Ende April, Anfang Mai konnte es oft sein, dass es in der Nacht noch kühl war. Genauer gesagt, die Blüte entwickelt  bei dieser Standardtemperatur ein Hormon, das wiederum die Produktion der Frucht einleitet. Wir gaben der Tomatenblüte bei niedrigen Temperaturen (die ersten  Maiwochen) einfach dieses Hormon, um schnell Tomatenfrüchte zu haben. Wir konnten dadurch auch mit Gewächshäusern konkurrieren, in denen es immer warm war!

Wir kauften beim Gärtner in der Stadt eine Flasche „Fithormonie“ (griech. Fito = Pflanze und hormoni = Hormon, also Pflanzhormone).

In ein Schnapsglas Wasser kam eine sehr geringe Menge dieses Pflanzhormons, unser „Cocktail“ war perfekt. Mit diesem Schnapsglas ging es auf das Feld. Jede Blüte wurde nur einmal! vorsichtig eingetaucht. Man musste sich merken welche, denn ein zweites Eintauchen war sehr schlecht. Anstatt eine schöne Tomaten zu bekommen wurde bei mehrmaliger  Behandlung eine hässliche „Missgeburttomate“ erzeugt. Das alles entsprach natürlich nicht irgendwelchen Biovorschriften, aber wohlgemerkt es kam darauf an schneller zu sein als die anderen. Bio war Anfang der 80 er Jahre ein absolutes Fremdwort in Griechenland. Was ist das? Jetzt so langsam beginnt in Griechenland ein  kleines „grünes“ Bio und Umweltbewusstsein zu erwachen. Die ökologische “grüne“ Partei Griechenlands gewann bei den letzten Parlamentswahlen 2015 / 0.1 %!   

Nicht verwunderlich, bei einer  überwiegend armen Bevölkerung, die darauf schaut einfach satt zu werden . Bewusstsein kommt da an zweiter Stelle.

Die Tomaten wurden natürlich auch gespritzt! Mit Kupferkalk. Das war ein Gemisch von Wasser mit gelöschtem Kalk (zur Desinfektion der Pflanze und als Klebestoff des Spritzmittels.) Dazu kam Kupferstein. Ein blauer Stein (Kristall), der  als Mineral abgebaut wurde. Er wurde klein gemörsert und mit dem Kalk vermischt. Der Kupfer hatte eine antiseptische Wirkung, er tötete Pilze ab. Z.Bsp.  den echten oder  falschen Mehltau. Bei diesem  subtropischen Klima Korfus (heiß und feucht) fühlte sich der Mehltau sehr wohl. Er konnte Pflanzen innerhalb weniger Tage vollkommen zerstören. Übrigens wird der  Kupferkalk als BIO Spritzmittel auch bei uns verwendet, vor allem im Obst und Weinanbau.

So wuchsen und gedeihten unsere Tomaten, Gurken, Auberginen  und Paprikapflanzen. Und wir waren einer der ersten! Ab Mitte Juni ernteten wir unsere ersten Tomaten. Jede Tomate wurde vorsichtig geerntet, mit einem Tuch von Erde und dem blauen Kupferkalk gesäubert und dann in eine Kiste gelegt. Wie rohe Eier behandelt. Auf keinen Fall fallenlassen oder in Kisten  schmeißen. Jede kleinste Druckstelle bedeutete Abzug bei der Genossenschaft. Dort wurden  die Tomaten  in Augenschein genommen.

Wir verkauften nur „schöne“ Tomaten. Also etwas unförmige oder zu Kleine kamen nicht in die Kisten. Auch einen alten Trick, wie viele andere Bauern machten wir nicht: Unten in die Kiste der Schrott, oben die schönen Tomaten. Sofort wurde dies bei der  Genossenschaft als 2. Wahl eingestuft und der  Preis viel. Oder die Genossenschaft  hätte am nächsten Tag  unsere Tomaten gar nicht mehr  angenommen.

Durch die Aussonderung hatten wir natürlich viele Resttomaten. Unser Schwein und Geflügel freute sich.

Rucksackweise (30 kg) trug ich Sie zu Fuß nach Hause. Es gab dann auch sehr oft Tomatensuppe und Spahettisauce, bis zum Abwinken.

In der Hochzeit im  Juli verkauften wir alle 3 Tage eine Tonne Tomaten in die Stadt!

Viel viel Arbeit. Und so früh am Morgen musste man aufstehen. Bei der Hitze fingen wir spätestens um 7 Uhr morgens an um am Mittag ein Schläfchen zu halten.

Nun war da aber ein Problem für mich. Die Frauen!

Damals gab es eine Disco, gegenüber von der Brouklis Taverne. Der Insiderschuppen überhaupt. Damals in den 80ern, mit so tollen Discohits (Duran-Duran, Police, Eurithmics usw…)

Da war ja meine neue Flamme Isabelle. Sie wohnte in diesem Sommer noch in einem kleinen Häuschen (früherer Pferdestall) nahe des Arillasstrandes. (Hinter Seabreeze, Richtung dem Dorf Afionas). Dort übernachtete ich öfters nach einer langen Disconacht. Es war kürzer als in meine Lehmhütte im nächsten Tal zu wandern. Und natürlich auch schöner mit Isabelle. Ja nur aufwachen, aufwachen war schwer, sehr schwer!

Nach durchgetanzter Nacht und viele viele Metaxa Cola forderten Ihren Tribut. Und so kam ich oft erst um 11 oder 12 Uhr zur Plantage dahergeschlurft. Kosta und Steffie waren seit 7 Uhr dort am Arbeiten und natürlich ein wenig sauer über meine Unzuverlässigkeit. Ja ja die Liebe.

Aber da gab es keine Gnade. Während Kosta und Steffie sich bei der größten Mittagshitze so um 14 Uhr zum Essen und Mittagsschläfchen verabschiedeten, arbeitete ich in der Gluthitze mit Strohhut weiter. Bei über 40 Grad auf dem Feld ! Ti Malakas! (Was für ein Wi…) Ti Malakies! (Welche Wixereien = Dummheiten).

Ich wundere mich noch heute über meine Kondition.

Hilfe bekamen wir von Isabelle und Claudia. Claudia war eine Freundin aus Deutschland, recht hübsch. Sie wohnte bei Kosta und Steffie und half auf der Plantage für Kost und Logie. Später zog Sie dann zu mir nach Warko, denn das Haus von Kosta und Steffie war doch sehr klein.  

Fortsetzung folgt!

Steffie und Kosta
Steffie und Kosta
Claudia
Claudia